Einsteiger: Einfache Erklärung und Beispiele
Was versteht man unter dem Abgang eines Weins?
Der Abgang beschreibt, wie lange und intensiv der Geschmack eines Weins nach dem Trinken spürbar bleibt. Ein kurzer Abgang bedeutet, dass der Geschmack schnell verfliegt, während ein langer Abgang über Sekunden oder sogar Minuten anhält.
Beispiele für kurze, mittlere und lange Abgänge
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Kurzer Abgang: Ein leichter Weißwein wie ein junger Pinot Grigio hinterlässt nur wenige Sekunden Geschmack.
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Mittlerer Abgang: Ein trockener Riesling entfaltet eine anhaltende Zitrusnote, die etwa 10 Sekunden bleibt.
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Langer Abgang: Ein hochwertiger Bordeaux zeigt komplexe Noten von dunklen Früchten und Gewürzen, die über eine Minute wahrnehmbar sind.
Warum ist der Abgang wichtig?
Für Einsteiger ist der Abgang ein guter Indikator, um die Qualität eines Weins zu erkennen. Ein langer, harmonischer Abgang deutet oft auf eine hohe Qualität hin, während ein kurzer Abgang weniger komplex ist.
Kenner: Tiefergehende Analyse und Fachwissen
Wie beeinflussen Tannine, Säure und Alkohol den Abgang?
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Tannine: Diese Gerbstoffe, besonders in Rotweinen, sorgen für einen trockenen, manchmal leicht bitteren Nachhall.
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Säure: Eine lebendige Säure, wie bei einem Sauvignon Blanc, verstärkt die Frische im Abgang.
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Alkohol: Höherer Alkoholgehalt kann den Abgang wärmer und intensiver erscheinen lassen.
Rolle der Aromatik
Der Abgang ist oft von Aromen geprägt, die in der Hauptverkostung nur dezent wahrnehmbar waren. Zum Beispiel:
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Fruchtaromen: Johannisbeeren oder schwarze Kirschen bei Rotweinen.
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Gewürze: Vanille oder Pfeffer durch Barrique-Reifung.
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Mineralische Noten: Besonders bei terroirgeprägten Weißweinen.
Wissenschaftliche Betrachtung
Der Abgang entsteht durch chemische Verbindungen wie Ester, die Aromen freisetzen, sowie Tannine und Phenole, die die Textur beeinflussen. Quelle: Journal of Wine Research
Einflussfaktoren auf den Abgang
Rebsorten und Herstellungsmethoden
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Rebsorten: Cabernet Sauvignon hat oft einen längeren Abgang als Pinot Noir.
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Herstellung: Holzfasslagerung kann Aromen verstärken und den Abgang verlängern.
Unterschied zwischen Weiß- und Rotwein
Weiße Weine haben oft einen frischeren, leichteren Abgang, während Rotweine durch ihre Tannine und Komplexität dominieren.
Rolle von Alterung und Lagerung
Mit der Reifung entwickeln Weine komplexere Aromen, die auch den Abgang beeinflussen. Ein gereifter Bordeaux zeigt beispielsweise Noten von Leder und Tabak im Finish.
Abgang in der Weinbewertung
Bedeutung in der internationalen Weinkritik
Ein langer, komplexer Abgang ist ein Zeichen von hoher Qualität und wird in Bewertungen oft hervorgehoben. Beispiel: „Langer Abgang mit Noten von dunkler Schokolade und Cassis.“
Zusammenhang zwischen Abgang und Preisniveau
Weine mit einem langen, harmonischen Abgang werden häufig höher bewertet und sind entsprechend teurer.
Praktische Tipps für Weinliebhaber
Den Abgang bewusst wahrnehmen
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Nimm kleine Schlucke und konzentriere dich auf den Geschmack, nachdem der Wein geschluckt wurde.
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Beachte, welche Aromen im Nachhall dominieren.
Übungen zur Verbesserung der sensorischen Wahrnehmung
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Verkoste unterschiedliche Weine und vergleiche ihre Abgänge.
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Notiere, welche Rebsorten und Stile dir besonders gefallen.
Empfehlungen: Weine mit außergewöhnlichem Abgang
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Rotwein: Château Margaux (Bordeaux)
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Weißwein: Riesling Großlage (Mosel)
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Schaumwein: Dom Pérignon Vintage
Der Abgang ist nicht nur der finale Eindruck eines Weins, sondern ein entscheidendes Kriterium für seine Qualität. Ob du Einsteiger bist oder Kenner – ein bewusstes Erleben des Abgangs macht jeden Weinmoment einzigartig.